Chronischer
Durchfall
Wenn
die Katze einmal Durchfall hat, ist das nicht weiter
schlimm. Einen Tag fasten, danach Schonkost in
Miniportionen und das Problem hat sich fast von alleine
erledigt. Doch was, wenn der Durchfall gar nicht mehr aufhören
will?
Durchfall
ist ein Symptom und keine eigenständige Krankheit. Zu
seinen Ursachen zählen Infektionen mit Viren oder
Bakterien, aber auch der Befall mit Würmern und einzelligen
Parasiten. Selbstverständlich kann die Fütterung für
den Durchfall verantwortlich sein, sei es, dass die Katze
unter einer Futtermittelallergie leidet, sei es, dass der
Stubentiger unverträgliche Nahrung zu sich genommen hat.
Krankheiten und Schäden der Leber, der Nieren und der
Bauchspeicheldrüse können Durchfall zur Folge haben, wie
auch eine Überfunktion der Schilddrüse. Ferner können
Tumoren im Verdauungstrakt, Antibiotika, die über
einen langen Zeitraum gegeben werden, und ein psychisch
bedingter Reizdarm zu Durchfall führen.
Bakterien
oder Viren verursachen in der Regel keine chronischen
Durchfälle und heilen mit der entsprechenden Behandlung
nach einer bis zwei Wochen wieder aus. Eine Ausnahme
bilden die Leukoseviren und Katzen-Aids-Viren. Dauern
Durchfälle länger als drei Wochen an, sollte unbedingt
ein Bluttest auf diese Krankheiten gemacht werden.
Parasiten,
Würmer und Einzeller
Würmer
und Einzeller, wie beispielsweise Giardien, sind dagegen
recht häufig der Grund für langanhaltende Durchfälle.
Man kann sie im Kot nachweisen. Findet der Tierarzt keine
Spuren von Parasiten in einer Kotprobe, heißt das
allerdings nicht, dass die Katze parasitenfrei ist. Bei
lang anhaltendem Durchfall sollten stets mehrere Kotproben
zur Untersuchung kommen.
Futtermittelallergien
diagnostiziert der Tierarzt mittels Behandlungsversuch.
Die Katze erhält über vier Wochen nur noch
Allergikerfutter, eine spezielle Diät, die frei von
allergieauslösenden Stoffen ist. Spricht die Katze auf
dieses Futter an, d.h., hören die Durchfälle auf, liegt
der Verdacht nahe, dass der Stubentiger unter einer
Allergie litt. Vorsichtig kann man nun ausprobieren,
welche Futtermittel er verträgt. Hat man herausgefunden,
was die Katze fressen kann, ohne mit Durchfall zu
reagieren, legt man den Speiseplan für die
allergische Samtpfote fest. Wichtig ist hierbei absolute
Konsequenz - der winzigste Leckerbissen zwischendurch verfälscht
das Ergebnis und man muss wieder von vorne beginnen.
Mit
einer Blutuntersuchung kommt der Tierarzt Leberund
Nierenschäden und der Überfunktion der Schilddrüse auf
die Schliche. Mit der Behandlung der Grundkrankheiten wird
dann auch der Durchfall verschwinden, falls die
Erkrankungen noch nicht zu weit fortgeschritten sind.
Viel
seltener als beim Hund treten Erkrankungen der
Bauchspeicheldrüse bei der Katze auf. Die Bauchspeicheldrüse
ist für die Fettverdauung mitverantwortlich. Ist sie
geschädigt, wird das Fett nicht verdaut und es kommt
dann zum sogenannten Fettstuhl.
Rätselhafte
Darmentzündungen
Schließlich
gibt es jene rätselhaften Darmentzündungen, von denen
man bisher nicht weiß, wodurch sie entstehen, die aber
immer mit Durchfällen einhergehen. Gemeinsames
Kennzeichen dieser Darmerkrankungen ist, dass Zellen des
Abwehrsystems in die Darmwand einwandern.
Je
nach Zellart sind die Darmentzündungen (Enteritiden)
benannt. Man unterscheidet die lymphozytär-plasmazelluläre
Enteritis, die eosinophile Enteritis und die granulomatöse
Enteritis. Während der Tierarzt die eosinophile Enteritis
manchmal schon durch eine Blutuntersuchung nachweisen
kann, muss er bei den beiden anderen eine Probe der
Darmschleimhaut entnehmen.
Für
die Probenentnahme (Biopsie) ist ein kleiner chirurgischer
Eingriff notwendig und die Katze muss in Narkose gelegt
werden. Die genaue Diagnose ist wichtig, weil die
Behandlung der zellulären Darmentzündungen
unterschiedlich ist.
Bei
der lymphozytären-plasmazellulären Enteritis kann
bereits die konsequente Fütterung mit einem Futter für
allergische Katzen zu einer Besserung führen. Hilft dies
nicht, kann man versuchen, gegen Giardien (einzellige
Parasiten) zu behandeln. Erst wenn beide
Behandlungsversuche fehlgeschlagen sind, muss man der
Katze Kortikosteroide (Kortison) verabreichen, um
die Entzündung zu lindern.
Im
Gegensatz zur eosinophilen Enteritis allerdings nicht
lebenslang. Nach 8-12 Wochen kann man es wagen, die
Therapie langsam zu beenden, indem man die Kortisondosis
schrittweise verringert.
Lebenslange
Behandlung nötig
Wesentlich
schlechter sieht es da bei der eosinophilen Enteritis aus.
Bei dieser Krankheit sind oft mehrere Organe betroffen.
Die Katzen müssen ihr Leben lang mit Medikamenten
behandelt werden, die die körpereigene Abwehr unterdrücken.
Zu diesen Medikamenten zählen die Kortikosteroide und der
Wirkstoff Azathioprin, das beim Menschen beispielsweise
nach Organtransplantationen eingesetzt wird.
Die
granulomatöse Enteritis ist sehr selten. Meist ist die
Darmwand im Verlauf der Krankheit so dick geworden, dass
man den Darm durch die Bauchwand fühlen kann. Auch hier
muss mit Kortikosteroiden und Azathioprin behandelt
werden.
In
schweren Fällen kann die Wandverdickung den Darm
verengen, sodass der Nahrungsbrei nicht mehr
hindurchgelangt. Dann muss der Tierarzt die Engstelle
chirurgisch entfernen. Sie können Ihrem Tierarzt
bei der Diagnose helfen und sich so eventuell auch viel
Geld sparen, wenn Sie ihm die Vorgeschichte und den
Krankheitsverlauf Ihrer Katze genau schildern. Wichtig
hierbei sind Krankheitsdauer, Vorbehandlungen,
Begleitsymptome (z.B. Erbrechen oder Heißhunger) und die
Beschreibung des Durchfalls an sich, denn Häufigkeit und
Aussehen geben entscheidende Hinweise, wo genau der
Krankheitsherd liegt.
Wichtige
Fragen |
Eine
genaue Beschreibung erleichtert die Diagnose. Diese
Fragen sollten Sie Ihrem Tierarzt beantworten können.
Wie
oft muss sich Ihre Katze täglich lösen?
Ist
die Kotmenge deutlich erhöht?
Ist
das „Geschäft" von Schleim überzogen?
Haben
Sie beobachtet, dass Ihre Katze häufig presst, ohne
sich zu lösen? |
Ist
frisches
Blut auf dem Kot zu sehen?
Erbricht
Ihre Katze auch?
Ist
sie in den vergangenen Wochen stark abgemagert?
Wechseln
sich Verstopfung und Durchfall ab?
Welche
Farbe hat der Kot, ist er heller oder dunkler geworden?
Welche
zusätzlichen Symptome sind Ihnen in letzter Zeit aufgefallen? |
Barbara Welsch, Tierärztin
Geliebte Katze 9/2000 |