|
Mit dem dominanten Weiß endet die Serie über die bekannten
Farbgene bei Katzen. Damit ergibt sich zum Schluß noch
einmal die Gelegenheit, darüber zu sprechen, was Farbe
eigentlich ist und ob Weiß und auch Schwarz überhaupt Farben
sind. Wird ein Körper mit weißem Licht, das ja alle Farben
enthält, angestrahlt, dann wird ein Teil des Lichtes
absorbiert und der Rest reflektiert. Die Zusammensetzung des
reflektierten Restes ruft den Farbeindruck hervor. Ein
Körper, der für uns grün aussieht, absorbiert von den
Grundfarben rot, grün und blau, die alle zusammen im Weiß
stecken, den Rot- und Blauanteil. Der Grünanteil wird
reflektiert. So entsteht z.B. die grüne Augen- oder besser
Irisfarbe.
Welcher Teil absorbiert wird, das ist eine Körper- oder
Materialeigenschaft. Für die Fell-, Körper- und Augenfarbe
von Lebewesen stecken diese "Materialeigenschaften" in den
Pigmenten, die je nach Aufbau und Zusammensetzung ganz
bestimmte Absorptionseigenschaften zeigen. Das Melanin
absorbiert nahezu alles Licht und es entstehen die "dunklen"
Farbeindrücke schwarz bis braun (chocolate). Stehen weniger
Pigmentpartikel als Absorptionskörper zur Verfügung
(Verdünnung), scheinen die Farben aufgehellt (blau bis
cinnamon oder fawn). Das Phäomelanin absorbiert alles außer
den Rotanteilen. Fehlen die absorbierenden Pigmente ganz,
wird alles Licht reflektiert und es entsteht der "Farb"-Eindruck
weiß.
Es kann allerdings immer nur maximal das Licht reflektiert
werden, mit dem ein Körper beleuchtet wird. Wird also ein
Gegenstand, der keine absorbierenden Partikel besitzt, mit
blauem Licht angestrahlt, erscheint er auch blau, obwohl er
doch eigentlich "weiß" sein sollte. Vielleicht wäre hier die
Bezeichnung "farblos" angebracht, da ein Körper ohne
absorbierende Partikel keine Eigenfarbe besitzt, sondern
immer in der Farbe erscheint, mit der er beleuchtet wird.
Aber wie ist es dann mit einem grünen Gegenstand, der mit
blauem Licht angestrahlt wird? Das Blau wird zwar
absorbiert, aber Grün zum reflektieren ist ja nicht
vorhanden. Also erscheint ein an sich grüner Gegenstand in
blauem Licht schwarz. Und das ist der Unterschied zum
"farblosen" Körper, der erscheint immer in der Farbe, mit
der er beleuchtet wird. Ein farbiger Körper dagegen hat ganz
bestimmte Absorptionseigenschaften, seine Farbe ändert sich
nach festen Regeln, wenn er mit farbigem, also nicht-weißem
Licht beleuchtet wird. Und was ist mit Schwarz? Dort wird
immer alles Licht absorbiert. Egal mit welcher Farbe ein
schwarzer Körper beleuchtet wird, schwarz bleibt schwarz.
Also ist aus physikalischer Sicht Schwarz eine Farbe, wenn
auch eine "unbunte", Weiß dagegen nicht. Wenden wir uns der
biologischen Betrachtungsweise zu. Es gibt in der Natur eine
ganze Reihe von Farbstoffen mit den unterschiedlichsten
Absorptionseigenschaften, wie z.B. Chlorophyll (der grüne
Blattfarbstoff), eine ganze Reihe von Anthocyanen (die
Blütenfarbstoffe) und bei Säugetieren das Hämoglobin (der
Farbstoff der roten Blutkörperchen) und die Melanine (die
Farbstoffe der Haut, der Haare und der Iris). Wenn das
Vorhandensein eines der Melanine als Kriterium für
Farbigkeit gilt, dann ist Schwarz eine Farbe, Weiß dagegen
nicht. Dazu läßt sich auch aus genetischer Sicht einiges
sagen. Letztendlich sind die Melanine nicht nur für die
physikalischen Eigenschaften z.B. der Haare von Bedeutung,
sondern auch für deren Funktion.
Das Weiß-Gen (Allele: W, w)
Bei der Weiß-Vererbung handelt es sich wieder einmal um
einen Fall, bei dem das mutierte Allel (W) dominant über das
Wildtyp-Allel (w) ist. Farblosigkeit (oder Weiß) ist eine
Defekt-Mutation mit weitreichenden physiologischen
Auswirkungen. Das W-Allel ist nicht nur dominant, sondern
sogar epistatisch über sämtliche Farbgene. Dieses und die
zusätzlichen Defekte sind durch die primäre Genwirkung zu
erklären, die das dominante Weiß deutlich von dem
Albino-Weiß (ca, c) abgrenzen.
Dominant weiße Katzen (W/W oder W/w) sind ohne jegliche
Farbschattierung. Lediglich bei Jungtieren ist manchmal auf
dem Kopf zwischen den Ohren ein Fleckchen oder auch nur ein
Schatten (smudge) von farbigem Fell zu finden, was eventuell
Rückschlüsse auf den unter dem epistatischen Weiß
verborgenen Genotyp zuläßt. Diese Farbflecke verschwinden
jedoch immer mit steigendem Lebensalter. Der Nasenspiegel
und die Fußballen sind ziegelrot. Die Augen sind entweder (tief-)blau,
dunkelorange bis kupferfarben oder das eine Auge ist blau
und das andere orange (odd-eyed oder Irisheterochromie).
Manche weiße Katzen sind taub, entweder beidseitig
(bilateral) oder einseitig (uni-lateral). Die Pathogenese
(von griechisch páthos = Leiden, Krankheit) für blau,
odd-eyed oder Taubheit ist die gleiche wie für das ganze
Pigmentmangelsyndrom oder Farblosigkeit.
Die Grundlage für den ganzen Komplex an Störungen liegt in
der Embryonalentwicklung und zeigt eine gewisse genetische
Verwandtschaft mit der Weißscheckung. Nur daß durch die
Wirkung des W-Allels die primären Melanoblasten vollständig
und dazu noch bestimmte Neuroblasten an der Auswanderung
(Migration) aus dem Neuralrohr gehindert werden. Damit gibt
es an der Körperoberfläche überhaupt keine und in Bereichen,
die unmittelbar oder mittelbar mit dem Zentralnervensystem
zusammenhängen (z.B. Auge, Innenohr und
Gleichgewichtsorgan), nur noch eine verminderte Anzahl an
pigmentbildenden Zellen. Da in diesem Fall auch die
Migration von Neuroblasten behindert ist, sind bestimmte
Sinnesorgane von einem Mangel an Nervenzellen betroffen. Die
Parallelen in der Entstehung der Scheckung und des
dominanten Weiß haben die ersten genetischen
Deutungsversuche in die Irre geleitet. Zuerst wurde das
W-Allel als ein drittes Allel des Scheckungsgens angenommen.
Dies wurde Ende der sechziger Jahre korrigiert und für das
dominante Weiß ein unabhängiges Gen mit zwei Allelen
angenommen. In den siebziger Jahren kam eine neue Hypothese
in Mode: W steht als wtotal (=extreme Scheckung) an der
Spitze einer multiplen Allelserie und ist dominant. Dann
folgen in der Reihenfolge ihrer Rezessivität whigh (=starke
Scheckung), wlow (=schwache Scheckung und w+ (=Wildtyp, ohne
Weiß). Heute ist sicher, die zweite Hypothese konnte
bewiesen werden. Das dominante Weiß ist ein eigenständiges
Gen mit einem dominant-epistatischen Allel W (W/W , W/w oder
W/- = weiß) und einem rezessiven Wildtypallel w (w/w = alle
Farben ohne weiß).
Da es sich bei dem dominanten Weiß um eine frühembryonale
Entwicklungsentgleisung handelt, ist auch die Epistasie über
alle die Gene verständlich, die auf funktionierende
Melanoblasten und ungestörte Neuroblasten angewiesen sind.
Damit hängen an dem dominanten Weiß noch eine ganze Reihe
von Veränderungen, deren Zusammenhang nicht ohne weiteres
plausibel erscheint. Die folgenden Erläuterungen sind nicht
einfach, sollten aber trotzdem zumindest von jedem
Weiß-Züchter und von jedem Besitzer einer weißen Katze
erarbeitet und ernst genommen werden, denn der Umgang mit
weißen Rassen erfordert ein besonderes Maß an Verantwortung.
Da ist zunächst ein erhöhtes Hautkrebsrisiko, wie bei allen
pigmentlosen Wesen. Es ist eine Tatsache, daß quasi
wildlebende weiße Katzen von selbst den Schatten suchen.
Diese Möglichkeit des Schutzes soll den in der Obhut des
Menschen lebenden Katzen auf jeden Fall auch gewährt, oder
falls der natürliche Instinkt verloren gegangen ist,
anerzogen werden. Außerdem benötigt das weiße Fell eine
besonders aufmerksame Pflege, da die Haare durch den
Pigmentmangel auch an Stabilität verloren haben. In diesen
beiden Punkten unterscheiden sich übrigens dominant-weiße
Katzen und sehr weiße Piebald-Katzen (S/S) deutlich, denn
die Migrationsstörungen sind bei letzteren lange nicht so
ausgeprägt.
Kommen wir zu den Augen, zumindest zu den blauen oder dem
blauen bei den Odd-Eyed. Die nachfolgenden Ausführungen
gelten übrigens für alle blauen Augen mit Ausnahme der von
Babies, also auch für die der Albinos (ca) und die der
Point-Katzen (cs). Der Augapfel ist eine becherförmige
Ausstülpung des Zwischenhirns. Daher machen sich
Migrationsstörungen von Melanoblasten hier kaum bemerkbar.
Die primären Melanoblasten sind ja in der Embryogenese von
Anfang an dort, wo später im Augapfel hinter der Netzhaut
das Pigmentepithel gebildet werden soll. Wozu diese stark
pigmentierte Schicht überhaupt notwendig ist, das soll eine
kleine Zeichnung verdeutlichen. Ein durch die Pupille und
die Linse in das Auge eintretender Lichtstrahl trifft auf
die Netzhaut und wird registriert. Dies findet am Punkt A in
der Skizze statt. Der Lichtstrahl kommt schräg von links
unten (dort wäre die Pupille) und trifft auf einen oben im
Augapfel liegenden Netzhautbereich (Nh). Würde das Licht
nicht durch das Pigmentepithel (Pe) absorbiert, wird der
Lichtstrahl an der dahinter liegenden Aderhaut wie an einem
Spiegel reflektiert werden und nochmals einen Reiz an die
Netzhaut übertragen. Diesmal aber aufgrund der
Reflexionsgesetze (Einfallswinkel = Ausfallswinkel) an Punkt
B. Ein und derselbe Strahl würde also zweimal räumlich
versetzt registriert. Damit wäre, zumindest in den
Randbereichen, die Sehschärfe durch Doppelbilder deutlich
reduziert. Aber das ist bei den blauäugigen Katzen nicht der
springende Punkt, höchstens bei den rotäugigen, wenn nicht
zumindest eine schwache Pigmentierung vorliegt. Die weitaus
gravierendere Veränderung spielt sich im Augenhintergrund
ab. Dort wird normalerweise das Pigmentepithel durch das
Tapetum lucidum ersetzt. Dieses ist eine stark
reflektierende Schicht, durch die der zweimalige Durchgang
eines Lichtstrahles durch die Netzhaut erzwungen wird. Dort
spielt die Reflexion für das Auflösungsvermögen keine Rolle,
weil die Lichtstrahlen nahezu senkrecht auftreffen und auch
so, man könnte fast sagen in sich selbst, wieder
zurückgeworfen werden. Sie passieren also zwei Mal dieselbe
Stelle auf der Netzhaut und werden beide Male auch an
demselben Ort registriert. Es gibt also kein Doppelbild,
aber dafür ein doppelt so helles Bild. Das ist besonders für
das Dämmerungssehen ausschlaggebend. Bei Katzen mit blauen
Augen fehlt das Tapetum lucidum, deswegen erscheint die
angestrahlte (oder beim Fotografieren angeblitzte) Pupille
rot, weil das reflektierte Licht von der Aderhaut stammt.
Bei normalfarbigen Augen erscheint die Pupille unter
denselben Voraussetzungen durch das Tapetum lucidum grün.
Wegen der geringeren Lichtempfindlichkeit ist die Pupille
der blauen Augen immer weiter geöffnet, was natürlich auf
Kosten der Sehschärfe beim räumlichen Sehen geht. Man kann
hier zum Vergleich die Erfahrungen in der Fotografie
anwenden: Je kleiner die Blende (=Pupille), desto größer die
Tiefenschärfe. Die weiter geöffnete Pupille des blauen Auges
kann man bei den Odd-Eyed deutlich sehen.
Die Schwachsichtigkeit in der Dämmerung beeintächtigt die
frei lebende Katze doch sehr in ihrem Jagdverhalten. So
konnte sich ein Kompensationsmechanismus etablieren, der
sich auch bei unseren im Haus gehaltenen Katzen noch
bemerkbar macht. Damit das Licht von einem Objekt mehrmals,
wie bei der Reflexion, in der Netzhaut registriert werden
kann, beginnen die Augen in schnellem Rhythmus zu zittern.
Dieser Nystagmus erhöht zwar durch das "Einfangen" des
Lichtes die Empfindlichkeit, leider wieder auf Kosten der
Sehschärfe.
Nun zu der blauen Irisfarbe, was weniger einen Defekt als
ein kosmetisches Phänomen darstellt, aber eng mit der
gestörten Melanoblastenwanderung zusammenhängt. Dazu wieder
eine stark vereinfachte Skizze, diesmal die obere Hälfte des
vorderen Augenabschnittes. Der Augapfel wird von einer
Bindegewebshülle, der Sklera (Sk) begrenzt, die im vorderen
Abschnitt durchsichtig ist und als Hornhaut (Hh) zum
optischen System gehört. Innen folgt die Aderhaut (Ah), die
auch an der Bildung des Iriskörpers (Stroma) beteiligt ist.
Die nächste Schicht ist das Pigmentepithel (Pe), das mit
Ausnahme der Pupillenöffnung im Idealfall den gesamten
Augapfel auskleidet. Nicht eingezeichnet ist die Netzhaut
als innerste Schicht. Die verformbare Linse ist neben der
Iris (=Blende) der dritte Teil des optischen Systems und für
die Schärfeneinstellung verantwortlich. Fehlt das
Pigmentepithel in der Iris, sind die Blutgefäße der Aderhaut
im Durchlicht sichtbar, die Augenfarbe ist rot (Albino, nur
c/c). Ist die Pigmentschicht vorhanden und können die
Melanoblasten ungestört das Stroma besiedeln (in der Skizze
punktiert), sind alle bekannten Augenfarben möglich. Wenn
zwar das Pigmentepithel normal ausgebildet, aber die
Melanoblastenmigration vollständig oder weitgehend
unterbunden ist (W/-), dann kommt es zu einem
außergewöhnlichen optischen Phänomen. Das nicht pigmentierte
Stroma ist milchig trüb. Betrachtet man das dunkle, stark
lichtabsorbierende Pigmentepithel durch das milchige und
damit stark lichtbrechende Stroma, entsteht ein
opaleszierender Effekt, der die Iris in allen möglichen
Blautönen schillern läßt. Das Blau ist um so heller, je
trüber das Stroma ist. Bei Katzenbabies ist, wie bei den
meisten Säugetierbabys auch, das Stroma nahezu wasserklar,
deshalb die tiefdunkelblauen Augen. Die genetische
Augenfarbe entwickelt sich erst später, wenn die von den
primären Melanoblasten abstammenden Zellen beginnen Pigmente
zu bilden.
Zu den Odd-Eyed-Katzen noch eine kleine Randbemerkung, die
für den Züchter vielleicht unbedeutend erscheint, aber
immerhin interessant ist. Es gilt folgendes Naturgesetz: Je
symmetrischer die Männchen gebaut sind, desto schneller
gewinnen sie die Weibchen für sich. Ebenmäßige Körper
signalisieren nämlich für die Weibchen, daß es sich bei dem
Gegenüber um ein besonders gesundes und starkes Exemplar
handelt, von dem es robusten Nachwuchs erwarten darf. Und
was gibt es unsymmetrischeres als einen Kater mit
verschiedenfarbigen Augen!
Im Vergleich mit den bisher besprochenen Störungen stellt
die mit der Farblosigkeit gehäuft auftretende Taubheit ein
weit größeres Problem dar. Taube oder schwerhörige Katzen
zeigen ein total gestörtes Sozialverhalten, da sie auf
Fernsignale wie Fauchen oder Knurren nicht oder nur
unangemessen reagieren können. Dies ist um so fataler, da
Taubheit mit blauen Augen korreliert ist. Vermindertes
Dämmerungssehen und Hörverlust lassen diesen Katzen beim
freien Auslauf keine Chance. Im Zusammenleben mit dem
Menschen können diese Ausfälle durch Lernen teilweise
kompensiert werden, trotzdem sind taube Katzen eine denkbar
schlechte Zuchtbasis, da z.B. ihr Mutterverhalten zu
wünschen übrig läßt, weil sie das Fiepen der Welpen nicht
wahrnehmen. Taube Katzen und auch Kater sollten immer von
der Zucht ausgeschlossen werden.
Was hat nun der Gehörverlust mit gestörtem
Migrationsverhalten der Neuro- und Melanoblasten zu tun?
Auch das Innenohr (akustisches Organ) und der
Gleichgewichtssinn (statisches Organ) sind durch Nervus
statoacusticus (VIII. Gehirnnerv) eng miteinander und mit
dem Zentralnervensystem gekoppelt. Beim Gehör werden
Schallwellen über das äußere Ohr und das Mittelohr auf ein
Fenster des Innenohr übertragen. Dort versetzen sie einen
mit Flüssigkeit gefüllten Teil des Hörorgans (Schneckengang
= Cochlea) in eine Wellenbewegung. Mit Hilfe einer feinen
Membran werden durch diese Wellenbewegung Sinneshaare
gereizt, was den eigentlichen Hörvorgang darstellt. Das
Gleichgewichtsorgan besteht aus ebenfalls mit Flüssigkeit
gefüllten Bogengängen. Wird der Kopf oder die ganze Katze
bewegt, gerät auch die Flüssigkeit in Relation zu den
Bogengängen in Bewegung. Mit Hilfe von steinchenartigen
Gebilden, die auf den Sinneshaaren liegen und durch die
Bewegung der Flüssigkeit in Schwingung geraten, werden
Lageveränderungen des Kopfes oder/und des Körpers
registriert. Beide Organe sind auf bestimmte Nervengewebe (Neuroblastenwanderung)
und auf Sinneshaare bestimmter physikalischer Eigenschaften
angewiesen. Haare und Sinneshaare erhalten durch die
Pigmenteinlagerung erst ihre endgültigen Stabilität.
Ungefärbte Haare sind dünner und weicher und können ihre
Funktion als Sinneshaare gar nicht oder nur unvollständig
erfüllen. Über diesen Mechanismus sind dominantes Weiß,
Taubheit und Gleichgewichtsstörungen miteinander verbunden.
Drei neuere Untersuchungen lassen den Zusammenhang zwischen
Taubheit und blauen Augen bei weißen Katzen erkennen. Hier
die Zahlen:
25% mit orangen Augen haben normales Gehör
31% mit blauen Augen haben normales Gehör
7% mit orangen Augen sind taub
37% mit blauen Augen sind taub
oder 60-70% der weißen Katzen haben blaue Augen
40-50% der weißen Katzen sind taub
oder 49% der tauben weißen Katzen haben orange Augen
51% der tauben weißen Katzen haben blaue Augen
Dazu kommen noch Berichte, daß Odd-Eyed-Katzen auch
einseitig taub sind. Auf jeden Fall leiden blauäugige Katzen
weit häufiger unter Gehörverlust. Interessant ist, daß
heterozygote Weiße (W/w) weniger oft taub sind. Die
Heterozygotie läßt sich manchmal an dem weiter oben
beschriebenen juvenilen Kopffleck erkennen, aber leider
nicht immer. Sollte der Fleck jedoch orange sein, ist wieder
erhöhte Vorsicht geboten, weil Taubheit am ehesten dann
auftritt, wenn eine weiße Katze orange trägt. Die gleiche
Aussage kann auch mit einiger Sicherheit für Verdünnung (d/d
und Dm/-) gemacht werden, was auch plausibel ist, denn bei
Orange ist das Melanin zu Phäomelanin umgewandelt und bei
Verdünnung die Verteilung der Pigmente verändert. Beides
kann die Struktur der Haare beeinflussen. Die Blauäugigkeit
von dem Maskenfaktor (cs/cs) dagegen zieht selten Taubheit
nach sich. So gibt es bei Berücksichtigung von allen
genannten Faktoren sicherlich eine ausreichend breite Basis
für eine verantwortungsvolle Weißzucht.
mit freundlicher Genehmigung des Autors
Dipl. Biologe R.
Fahlisch
"Dreamhunter Cattery"
Das Copyright für den oben genannten Text, liegt sowohl beim
Autor des Textes Herrn R. Fahlisch, sowie bei dem Betreiber
dieser Seiten, Frau Ute Kunze. Eine Vervielfältigung oder
Verwendung des Textes in anderen elektronischen oder
gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung
von Herrn Fahlisch und Frau Kunze nicht gestattet.
|
|